Hallo, da bin ich wieder.
Und wie in meinem letzten Beitrag schon angeteasert, beginnt jetzt der eigentliche Start meiner Reise.
Die Nächte der ersten zwei Wochen dieser verbrachte ich im Hostel „Samesun Toronto“, welches sich im Viertel „Kensington Market“ befindet. Einem multikulturellen Stadtteil von Toronto der vor allem für seine Hippe Szene und Vielfältigkeit bekannt ist. Zu finden sind dort etliche Second Hand Shops (von denen ich ein sehr großer Fan bin und deshalb auch die Mehrheit dieser besucht habe) und unterschiedlichste Lokale und Bars, die sogar ein recht großes veganes Angebot aufweisen (auch von diesen habe ich einige besucht).
Auf den Straßen vor diesen Betrieben sind jedoch leider auch sehr, sehr viele obdachlose Menschen und eindeutig unter Drogeneinfluss Stehende zu sehen…oft auch in Kombination. Diesbezüglich muss ich tatsächlich zugeben, dass ich mich abends in der Nähe von Zweiteren doch ein bisschen unsicher gefühlt habe, auch wenn ich mit anderen unterwegs war. Wobei hier nicht die Person selbst die Ursache für dieses Unwohlsein war, sondern eher der Gedanke, dass der Konsum von Drogen ein unvorhersehbares Verhalten im Menschen hervorrufen kann.
Die Menge an Obdachsuchenden fällt aber nicht nur in Kensington Market auf, sondern in ganz Toronto. Auf meinen etlichen Spaziergängen, die ich in diesen zwei Wochen unternommen habe, bin ich an sehr vielen Parks und Grünflächen vorbeigekommen in denen Gruppen von Menschen in ihren Zelten auf der Straße lebten.
Eine schnelle Google Suche ergab, dass in Wien rund 10 000 Obdachlose Menschen leben. In Toronto anscheinend in etwa gleich so viele…doch ist das in Toronto viel deutlicher zu sehen. Wieso das hier so viel deutlicher auffällt, ist mir aber nicht ganz klar. Der Fakt, dass in Wien das aufdringliche und aggressive Betteln verboten ist und das Problem mit der Drogenabhängigkeit nicht so extrem ist wie hier kann vielleicht was damit zu tun haben. Sicher bin ich mir diesbezüglich jedoch nicht.
Zu sehen wie Menschen mit ihrem ganzen wenigen Hab und Gut unter Brücken in Parks oder in verdreckten engen Gassen leben, ist definitiv unschön, aber zeigt, dass auch Kanada seine Probleme hat. Wie jedes Land auf dieser Erde. Viele Leute mit denen ich über dieses und ähnliche Themen, wie die verdreckten Straßen und die fehlende Infrastruktur außerhalb der großen Städte gesprochen habe, haben Kanada in der Essenz ähnlich beschrieben: „A third world country, that only acts like a first world country“. – „Ein Entwicklungsland welches sich nur als Erste-Welt-Land (oder reiches Industrieland) ausgibt.“ Ich weiß jedoch nicht ganz, ob ich mit der Aussage mitgehen würde. Obwohl die Städte hier dreckig, sehr viele Menschen arm und heimatslos sind, etliche Drogenabhängige und Alkoholisierte auf den Straßen rumlaufen und die Städte allgemein aus sehr vielen Baustellen bestehen und an manchen Ecken so ausschauen, als würden sie jede Sekunde auseinanderfallen ist es doch nicht mit dem zu vergleichen, was in tatsächlichen „third-world-countrys“ vor sich geht. Wo die Mehrheit der Menschen in Armut lebt, die Gesundheitsversorgung, wenn dann nur mangelhaft ist, der Zugang zu Bildung eingeschränkt ist und die allgemeine Lebenserwartung sehr gering ausfällt. Wenn man an den Standard europäischer Städte gewöhnt ist, kann ich aber gut verstehen, dass man die hiesige Situation mit der in Entwicklungsländern vergleicht. Auch ich muss zugeben, dass ich Toronto, allgemein definitiv nicht als schöne Stadt beschreiben würde und mir auch nicht vorstellen könnte hier zu leben. Dennoch hat Toronto aber auch sehr schöne Seiten, die ich in meiner Zeit in der Stadt kennenlernen durfte.
Zunächst habe ich den ersten Tag in der Stadt mit dem Organisieren einer SIN (social insurance number), dem Eröffnen eines Bankkontos, dem Kaufen einer SIM-Karte und einem ersten Spaziergang durch die Stadt verbracht (mit Kurzarm-T-Shirt bei 16° und Sonnenschein wohlangemerkt). Die paar Sachen die ich dabei zu sehen, bekommen hab waren schon irgendwie beeindruckend (und sehr amerikanisch):



In den folgenden Tagen stattete ich dann dem Royal Ontario Museum und der Art Gallery of Ontario einen Besuch ab, nahm an einer vom Hostel organisierten Walking Tour zur Toronto Island teil, sah mir mit einer Deutschen, die ich im Hostel kennengelernt hatte, die St. Patricks Day Parade an, nahm an weiteren vom Hostel organisierten Aktivitäten teil und lief natürlich alle nennenswerten Sehenswürdigkeiten ab, die ich im Internet finden konnte. (Anzumerken: nachdem der erste Tag noch sehr warm gab es dann einen Wetterumschwung und die restliche Zeit war geprägt von starkem Wind, Regen, Hagel und sogar Schnneefall) Meine Highlights: die University of Toronto (aka Torontos ganz eigenes Hogwarts), ein Hostel-Bar-Crawl welcher sein Ende in einer Karaokebar fand (Stichworte: Abba und 99 Luftballons), ein Spieleabend in einem Arcade und das Kennenlernen ganz, ganz vieler interessanter Menschen aus aller Welt. 🙂









Und obwohl die ersten paar Tage definitiv nicht einfach waren, was Heimweh und das Mut aufbringen zum Kennenlernen neuer Leute angeht (wozu ich dann gewissermaßen gezwungen war, nachdem ich feststellen musste, dass das ohne Eigeninitiative eine sehr einsame Reise wird), kann ich im Allgemeinen sagen, dass der Start in mein Working Holiday Abenteuer doch sehr erfolgreich war. Eine der wichtigsten Sachen, die ich dabei gleich in den ersten zwei Wochen lernen durfte: Spontan sein wird auf so einer Reise ganz großgeschrieben. In den seltensten Fällen weiß man, wo man sich in zwei Wochen aufhält, ganz zu schweigen davon, was man dann dort macht. Für mich, eine Person, die sehr gerne einen Plan hat, eine doch eher ungewohnte Situation, mit der ich aber lernen muss umzugehen und aufhören sollte mich diesbezüglich zu stressen.
Achja und noch etwas sehr, sehr Wichtiges, dass ich herausgefunden habe: Ich bin ein sehr großer Fan vom Frühstücks Bagel mit Frischkäse. 🙂

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