Tschau, Tschau Toronto!

Nachdem ich meine ersten beiden Wochen nämlich in Toronto verbrachte hatte, wurde mir meine Umgebung langsam zu fad. Da meine Jobsuche außerdem auch nicht besonders gut lief und mich das ein bisschen stresste beschloss ich, dass ich was Neues sehen muss. Irgendwas Spannendes, was ich noch nicht gesehen habe. Also machte ich mich auf die Suche. Zuerst versuchte ich meinen Stress ein bisschen runterzuschrauben und versuchte mein Glück eine Volunteeringposition auf einer Farm zu finden, wo ich für ein paar Wochen unterkommen und mir währenddessen auch ein bisschen Geld ansparen konnte. Und nachdem ich mich ein wenig erkundigt hatte, beschloss ich es mit HelpX zu versuchen.

HelpX (kurz für „Help Exchange“) ist neben WWOOF und anderen Unternehmen eine Plattform  auf den Farmen, Unternehmen und Privatpersonen ihr Haus oder ihr Unternehmen hochladen können und dazu eine kurze Zusammenfassung inwiefern sie Hilfe auf ihrem Grundstück brauchen. Dabei ist wirklich alles möglich. Von Houssitting über Petsitting, Hilfe bei Renovierungsarbeiten bis hin zu Farmwork. Interessierte Personen können sich dann, nachdem sie einen kleinen monatlichen oder jährlichen Betrag gezahlt haben, über die Anzeige per Privatnachricht bei den Besitzer*innen melden, sich kurz vorstellen und erfragen ob noch Hilfe gebraucht wird. Im Gegenzug für die Arbeit, die Volunteers vor Ort erledigen bekommen sie einen Platz zum Schlafen und Essen. Hier auch bekannt als „room and board“.

WWOOF (kurz für „World Wide Oppurtunities on Organic Farms“) wurde 1971 in England gegründet und ist die erste Organisation gewesen, die solch einen Austausch ermöglicht hat und auch heutzutage noch die beliebteste. Aus diesem Grund werden Volunteers in den meisten Fällen „WWOOFer“ oder auch „woofer“ genannt, auch wenn sie nicht über WWOOF die Freiwilligenstelle gefunden haben. 

So machte ich mich also auf die Suche nach einer passenden Stelle um auch als woofer zu arbeiten. Dabei fokussierte ich mich vor allem auf Tierfarmen, die mehr als 3 Freiwillige aufnehmen konnten. Dadurch, dass ich außerdem versuchte, so bald wie möglich auf eine Farm zu kommen bekam ich von den meisten Farmen eine Absage, weil sie derzeit ein volles Haus hatten. Nach mehrtätigem Austausch antwortete mir dann aber Amy, die Besitzerin einer Alpaka Farm (!), dass sie noch mal bei ihren Volunteers nachgefragt hatte und zwei davon planten Anfang April abzureisen.  Ein Platz für mich wäre also ab 3. April frei. Das Angebot ließ ich mir natürlich nicht entgehen und sagte zu!

Die Zusage verschickte ich am 23.März. Ich hatte also noch 10 Tage zu füllen und musste mir folglich überlegen, was ich mit dieser Zeit anfangen wollte. Wie gesagt: Toronto war keine Option mehr. Also fing ich an zu recherchieren. Und lange dauerte das Finden eines vermeintlich passenden Ortes nicht. Die einzige Anforderung, die ich hatte, war nämlich, dass ich in einem Hostel unterkommen kann, um nicht allein zu sein und leichter neue Leute kennenzulernen. Im Umkreis von circa 350 km rund um Toronto (die USA ausgenommen) gibt es genau einen Ort, der dieser Anforderung entspricht. Nämlich Hamilton. Also buchte ich mir kurzerhand in dem dortigen einzigen Hostel der Stadt ein Bett in einem Zimmer für 2 Nächte und zusätzlich ein Busticket für Hin- und Rückfahrt. Um die restlichen Tage auch noch was zu tun zu haben, beschloss ich nach meinem Aufenthalt in Hamilton, nach Toronto zurückzukehren, dort 3 Nächte in einem anderen Hostel zu schlafen (welches sich keine 100 Meter vom Samesun Hostel befindet) und dann die Hauptstadt Kanadas, Ottawa für die restlichen Tage zu erkundigen. So hatte ich also einen Plan. Als Person die unfassbar gern weiß was ansteht und nicht gern in der Ungewissheit rumschwimmt war ich sehr zufrieden und freute mich schon auf einen Szenenwechsel.

Und der kam dann auch. Denn nachdem ich meine Zeit die letzten Wochen in einer Weltmetropole verbrachte hatte, besuchte ich als nächstes eine, wenn nicht die langweiligste Stadt, die ich mir hätte aussuchen können. Meine Tage füllte ich dementsprechend mit einem Kinobesuch, zwei Serienabenden mit mir selbst, einem Besuch in einem Second-Hand-Büchergeschäft und sehr nettem Kaffee sowie einem doch erstaunlich netten Spaziergang zu zwei Wasserfällen, für welche Hamilton bekannt ist.

Ich verbrachte also die meiste Zeit alleine. Hätte ich nicht eine Zimmernachbarin, die zufälligerweise auch Polin war aber vor Jahren nach Kanada ausgewandert war und sehr gerne redete, wäre ich wahrscheinlich durchgedreht. Versteht mich nicht falsch. Ich mag es allein zu sein. Aber ich habe festgestellt, dass das alleine Sein für mehrere Stunden doch nur dann angenehm ist, wenn man weiß, dass man sich jederzeit mit Personen umgeben kann, die man gernhat. Nicht dann, wenn man mehrere Tausend Kilometer von genau diesen entfernt ist. Ich war also sehr dankbar, dass ich zumindest abends jemanden hatte, dem ich zuhören konnte. Viel mitreden konnte ich nämlich nicht, denn die meiste Zeit sprachen „wir“ über Osteopathie. Das Fach, welches die Frau studierte, für welche Prüfungen sie am Lernen war. Ich glaube ich habe kaum andere Leute kennengelernt, die so sehr für ihr Studienfach brennen.

Meine Tage in Toronto verbrachte ich dann mit ein paar Leuten, die ich noch aus dem Samesun Hostel kannte und Ottawa besichtigte ich dann ebenfalls hauptsächlich mit einer von ihnen, die zufälligerweise einen Tag nach mir auch in Ottawa ankam. Die beiden Aufenthalte waren dann doch etwas schöner. Hier eine kleine Zusammenfassung in Stichpunkten:
~ Shadow- ein unfassbar süßer Labrador, der im Hostel in Toronto zu Hause ist

~der Ausblick von der Dachterasse meines neuen Hostels in Toronto

~ The spaghetti Factory- ein Lokal in Toronto, welches bekannt für sein Pastamenü ist

~Saintlo Ottawa Jail Hostel- ein ehemaliges Gefängnis in Ottawa, welches in ein Hostel umfunktioniert wurde, und in welchem ich meine Tage vor Ort schlief (und welches ein unfassbar gutes Frühstück anbot)

~Musee canadien de l´histoire- ein sehr interaktives Geschichtsmuseum in der Hauptstadt Kanadas dem ich mit der Bekanntschaft aus Toronto einen Besuch abgestattet habe

Obwohl ich die paar Tage in Ottawa doch sehr genossen habe (vorallem weil es dazwischen recht warm und weil ich meistens in guter Geselschaft unterwegs war) muss ich zugeben dass die Stadt wirklich, wirklich fad ist. Dadurch, dass es sich bei jedem zweiten Gebäude um ein Regierungsgebäude handelt (kanadische Hauptstadt und so) ist in der Stadt nicht viel zu sehen. Einen meiner Vormittage habe ich deswegen mit einem einstündigen Spaziergang nach Chinatown gemacht um dort meine Wäsche zu waschen. (Und nein ich habe mir nicht den am weitesten von mir entferntesten Laundromat ausgesucht. Das war der Nächste der am Hostel dran war.) Dadurch, dass das Wetter an diesem Tag sehr gut war hat mich das ganze gehen auch gar nicht wirklich gestört und mit einem Podcast im Ohr hab ich dann noch ein weiteres (eher unspektakuläres) Viertel Ottawas erkundet.

Kleiner Funfact am Rande: dadurch dass er Fluss der durch Ottawa fließt die Grenze zwischen der Provinz Ontario und Quebec darstellt, besteht die Stadt aus einem anglophonen und einem franzophonen Teil. War ganz lustig als wir nach unserem Museums Besuch in einen Bagelladen reinstolziert sind und dort unsere Bestellung auf französisch entgegengenommen wurde.

Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag zum letzten Beitrag, da ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich das hier auch erwähnen soll: In meiner Zeit in Toronto habe ich nämlich gelernt, dass ganz viele Serien und Filme deren Handlung in New York spielt in Toronto aufgenommen werden. Die Drehgenehmigungen sind in Kanada nämlich deutlich billiger und kanadische Städte haben in der Regel bessere Filmaufnahmestudios und Einrichtungen. Und wenn man so durch die Stadt wandert oder sich die Skyline anschaut, so kann man verstehen wieso das so gut funktioniert mit dem „New York faken“. Natürlich verrät beim Anblick der Skyline vor allem der CN-Tower, dass es sich dabei, um die von Toronto handelt, aber wenn man sich in der Nachbearbeitung ein wenig rumspielt, dann kann daran auch ganz schnell eine New Yorker Skyline gemacht werden.

Aber nun zu meinem eigentlichen Punkt: Bei einem Gespräch an einem der Bar-Crawl Abende, hat einer derjenigen mit denen ich am Tisch gesessen hab erzählt, dass unteranderem auch die Anwalt Serie „Suits“ in Toronto gedreht wurde und das Gebäude, in welchem sich die Anwaltskanzlei in der Serie befindet, im Financial District steht. So machte ich mich also ein paar Tage später mit einer Hostelbekannschaft auf die Suche danach und wurden auch fündig. Hier ein Beweisfoto:

Neben Suits wurden auch teilweise die Filme „Suicide Squat“, „X-Men“ und „American Psycho“ als auch eine Szene in „Star Trek: The Next Generation“ in Toronto gedreht.

Und um mit einem lustigen als auch interessanten Fakt zu enden: um die Straßen Torontos ein wenig mehr wie die Straßen von New York aussehen zu lassen, nehmen Filmemacher auch gerne ihren ganz eigenen Mist mit, den sie auf der Straße verteilen, und bemalen Geländer so, dass sie rostig aussehen. Wem also New York zu schmutzig ist, sich das Gefühl einer amerikanischen Großstadt aber trotzdem nicht entgehen lassen will: Toronto is the place to go! 🙂

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